Trier – Die Kunst des Sportschießens liegt in der Konzentration und Präzision. Mit welchen Vorurteilen die Schützen zu kämpfen haben und wie die Ehranger Schützenbruderschaft bereits Kinder ab acht an die Herausforderungen dieser Sportart heranführen will.
Rund 1,3 Millionen Schützen sind im Deutschen Schützenbund aktiv, zumindest auch einige Tausend in der Region. Zu den traditionsreichsten Vereinen im Eifel-Mosel-Hunsrück-Raum zählt die St. Sebastianus Schützenbruderschaft aus dem Trierer Stadtteil Ehrang. Der älteste urkundlich greifbare Hinweis auf deren Bestehen geht auf das Jahr 1486 zurück. Damals schenkte der Hochgerichts- und Grundherr von Ehrang, Erzbischof und Kurfürst Johann II. von Trier, den Schützen ein Feld.
Die Wahrung der Tradition, aber vor allem modernen Schießsport auszuüben, sind die Ziele der Ehranger. Aktuell zählt der Verein rund 130 Mitglieder. Rund 30 davon sind momentan regelmäßig aktiv, treffen sich zwei Mal wöchentlich am Schießstand am Wallenbach zum Training und messen sich in diversen Meisterschaften.
Wie weit man es über die Konkurrenzen auf lokaler und regionaler bis hin zur nationalen Ebene (mehr dazu siehe „Extra“) bringen kann, machte mit Peter Schwinn das aktuelle Aushängeschild der Schützengesellschaft Anfang Oktober deutlich. Als Zweitplatzierter bei der Landesverbandsmeisterschaft in der Disziplin Luftpistole Auflage hatte er sich für die Deutsche Meisterschaft in Hannover qualifiziert. Hier beendete er den Wettkampf mit einer persönlichen Bestleistung von 308,3 Ringen. Nur ein Einziger der 88 übrigen Schützen überbot diese Ringzahl, so dass Schwinn die Silbermedaille des Deutschen Schützenbundes errang.

Der 57-jährige, aus dem Saarland stammende Schwinn kam Ende der 1990er Jahre eher per Zufall zum Schießen. Für ihn ist in diesem Sport „zu 80 bis 90 Prozent Kopfsache“. Sich auf die Schießscheibe als Ziel zu fokussieren und alles drumherum auszublenden, sei die große Herausforderung beim Schießen.
„Ohne volle Konzentration geht nichts. Im Wettkampf Luftgewehr/ Luftpistole gilt es, innerhalb von 60 Minuten 40 Schuss möglichst ganz präzise abzugeben. Vor dem ersten Schuss muss der Nullpunkt erreicht werden und der Schütze den anstehenden Schussablauf verinnerlichen Man muss innerlich auf den Nullpunkt kommen, um erfolgreich zu sein“, lässt der seit vergangenem Sommer amtierende Vorsitzende des Ehranger Vereins, Christian Wilbert, durchblicken.
Das Anspannen der Muskeln, Atemtechniken, das Anvisieren des Ziels, die Techniken im Umgang mit der Waffe: Vieles werde dem Schützen auf den Punkt abverlangt. Wenn dann mitunter vom „Ballersport“ die Rede ist, finden dies auch die Ehranger nicht nur unfair, sondern schlichtweg falsch.
In Deutschland gebe es klare Regelungen, die von den Behörden auch penibel überwacht würden, so Wilbert. Mit einer Luftdruckwaffe etwa darf man erst ab zwölf Jahren schießen. Voraussetzung dafür ist, dass eine schriftliche Einverständniserklärung beider Sorgeberechtigten vorliegt oder diese auch beim Schießen anwesend sind. Vor Ort müssen zudem lizenzierte Trainer sein. Hinzu kommt eine sogenannte, bei den Behörden gemeldete Schießstandaufsicht, die sich während der Übungseinheiten um nichts anderes kümmert, als den sachgerechten Umgang mit den Waffen zu überwachen. Erst ab 18 Jahren ist das Schießen ohne Einschränkung erlaubt. Um eine Waffe zu bedienen, muss der Sportschütze auch eine ärztliche Bescheinigung zur geistigen und körperlichen Eignung vorlegen und der Verein bestätigen, dass der Jugendliche „schießsportlich begabt“ ist, so der Fachjargon.
Für die Aufbewahrung von Feuerwaffen herrschen strenge Vorgaben, berichtet Wilbert. Diskussionen über weitere Verschärfung gebe es immer dann, wenn Menschen Waffen missbrauchen, wie etwa beim Amoklauf im Jahre 2009 im württembergischen Winnenden. Damals hatte ein 17-Jähriger 15 Personen und dann sich selbst getötet – mit der Sportwaffe seines Vaters. Durch verschiedene Sicherheitsstufen, Befestigungs-, Schlüsselaufbewahrungsvorschriften der Waffenschränke und damit der Festlegung der maximalen Anzahl von aufzubewahrenden Feuerwaffen wurden die Sicherheitsauflagen seinerzeit nochmals erhöht. Immer höhere Hürden hätten auch schon Aktive in Ehrang davon abgehalten, ihr Hobby weiter auszuüben, lässt der Vorsitzende durchblicken.
Dabei ist auch er fasziniert vom Reiz, den dieser Sport ausübt: „Die punktgenaue innere Anspannung ist enorm und fordert enorme mentale Kraft. Das konnte ich auch schon in anderen Lebenslagen nutzen, wie etwa bei Prüfungen.“
Um den Nachwuchs frühzeitig auszubilden, bietet die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Kindern bereits ab acht Jahren an, das Schießen per Lasertechnik zu erlernen. Der Verein hat eigens eine solche Anlage angeschafft und lädt alle Interessenten zu einem Probetraining dienstags/donnerstags, 18 bis 20 Uhr, auf den Schießstand oberhalb von Ehrang am Wallenbach ein.
Kontakt zum Verein: mail@schuetzenbruderschaft-ehrang.de
WIE DIE SPORTSCHÜTZEN ORGANISIERT SIND
Auf nationaler Ebene wird der Schießsport unter anderem vom Deutschen Schützenbund (www.dsb.de) als Dachverband organisiert. Nach unten hin gliedert sich dieser regional auf. So zählen die Ehranger zum Rheinischen Schützenbund. Dieser teilt sich wiederum in 15 Bezirke auf. Trier gehört zum Bezirk 12 (Mosel), der aus vier Kreisen besteht. Untere lokale Ebenen sind daneben der Kreis 12-1 (Bernkastel-Wittlich), 12-2 (Cochem-Zell), 12-4 (Bitburg-Prüm-Daun), und die Ehranger gehören hierbei dem Kreis 12-3 (Trier-Saarburg) an. In dieser Struktur werden auch jeweils die Meisterschaften in den jeweiligen Disziplinen nach der Sportordnung des DSB ausgetragen. Darüber hinaus gibt es Mannschaftswettkämpfe bis zur Bundesliga. Geschossen wird gemäß der Sportordnung des DSB in folgenden Disziplinen: Gewehr, Pistole, Flinte, Bogen, Laufende Scheibe, Armbrust, Vorderlader, Sommerbiathlon, Blasrohr- und wie etwa bei den Ehranger Schützen auch das Licht-(Laser-) Schießen, das bereits ab acht Jahren gestattet ist. Das Brauchtum wird hauptsächlich im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (wie etwa mit dem Königsschießen) gepflegt. Dieser Verband führt eigene Meisterschaften durch. www.bund-bruderschaften.de
Quelle: Volksfreund